Verdauung
Der gesamte Verdauungstrakt des Kaninchens ist auf Grund der rein pflanzlichen
Nahrung sehr lang.
Im Verhältnis zur
Körpergröße (Körperlänge)
ist der Darm des Menschen
ca. 4 Mal, der des
Kaninchen aber 10 Mal
länger.
Das bedeutet, das unter
Berücksichtigung der
Körpergröße der Darm des
Kaninchens mehr als
doppelt so lang ist wie der
des Menschen.
Kaninchen verfügen über einen einhöhligen, Wiederkäuer über einen mehrhöhligen
Magen. Trotz dieses Unterschiedes besteht zwischen beiden Arten in Bezug auf die
Verdauung eine gewisse Ähnlichkeit. Beide nutzen einen Teil des Verdauungstraktes
als Fermentationsraum für das Aufschließen von Futterpartikeln mit Hilfe von
Bakterien. Dieser Vorgang ist beim Kaninchen jedoch nicht so effektiv wie bei
Wiederkäuern.
Verdauungstrakt des Kaninchens mit pH-Werten der einzelnen Abschnitte
Der relativ niedrige pH-Wert im Blinddarm von 5,7-6,1 resultiert aus der Bildung
flüchtiger Fettsäuren durch den mikrobiellen Fermentationsprozess. Verbleibt die
Nahrung zu lange im Verdauungstrakt, kann durch die Gegenwart von Bakterien der
pH-Wert in einen Bereich von 7-8 ansteigen. Dies fördert die Ausbreitung der
Erreger, die das Milieu der gärenden Nahrung als Keimboden nutzen (Matthes,
1981).
Der Magen der
Kaninchen ist, bis auf
den Magenausgang, nur
schwach bemuskelt. Im
Bereich des Übergangs
der Speiseröhre in den
Magen (unterer
Ösophagussphinkter)
sind starke Muskeln
vorhanden, die einen
kräftigen Schließmechanismus bilden. Dieser und ein schwach bemuskelter Magen
verhindern ein Erbrechen des Kaninchens.
Der Weitertransport von Nahrung vom Magen in den Darm erfolgt vorrangig durch
den Nachschub neuer Nahrung. Beim Menschen sorgt die Peristaltik für die
Durchmischung und den Weitertransport des Nahrungsbreis in den Darm, beim
Kaninchen ist diese kaum ausgeprägt. Bei einem Fassungsvermögen von ca. 90-
100 g verbleibt die Nahrung für 3-6 Stunden im Magen (Lebas, et al., 1997).
Am Magenausgang befinden sich kräftige Muskeln, die dort für eine Durchmischung
des Nahrungsbreis und auch unterstützend für dessen Überführung in den Darm
sorgen. Wird der Nachschub von Nahrung unterbrochen, verbleibt der Nahrungsbrei
(Chymus) zu lang im Verdauungstrakt, was durch die vorhandenen
Mikroorganismen zu Fehlgärungen führen kann. Aus diesem Grund dürfen
Kaninchen auch vor Operationen nicht nüchtern gehalten werden.
Normalerweise fressen Wildkaninchen ca. 30mal am Tag, Hauskaninchen bis zu
80mal - vorwiegend in den frühen Morgen- und späten Abendstunden sowie in der
Nacht. Dabei beträgt die Geschwindigkeit für die Passage des Nahrungsbreis im
Verdauungstrakt etwa 5 cm pro Stunde und über 1 m pro Tag. Bei einer
Gesamtlänge des Verdauungstraktes von 4-6,5 m bedeutet dies, dass in 4-6 Tagen
die Nahrung diesen passiert hat (Schley, 1985). Zu relativ kurzen Passagezeiten
kommt es bei Aufnahme von frischem Grünfutter, da dies auf Grund des enthaltenen
Wassers sehr voluminös ist.
Die Stationen der Verdauung
•
Maul: hier beginnt bereits die Verdauung. Durch Enzyme im Speichel
(Amylase) wird unter anderem Stärke in Glucose (Traubenzucker)
umgewandelt. Durch langes und kräftiges Kauen wird die Nahrung
eingespeichelt bzw. durchmischt.
•
Magen: durch Fermente und Salzsäure im Magensaft wird die Nahrung weiter
verdaut, die Salzsäure des Magens hat außerdem antibakterielle und antivirale
Eigenschaften und verhindert Fehlgärungen. Der pH-Wert des Magens liegt bei
erwachsenen Tieren zwischen 1-2. Säugende Jungtiere verfügen über einen
pH-Wert von 5-6,5, der nach dem Absetzen sehr schnell in den stark sauren
Bereich sinkt (Brewer, et al., 1994). Der hohe pH-Wert während der Säugezeit
ermöglicht Bakterien, den Blinddarm zu besiedeln. Später dient der niedrige
pH-Wert dem Abtöten von Mikroorganismen in der aufgenommenen Nahrung.
Der Magen ist nie leer, sondern immer zu einem Teil mit Blinddarmkot gefüllt.
Neu aufgenommene Nahrung wird aufgrund geringer Kontraktionen
schichtweise im Magen eingelagert und nur wenig durchmischt.
•
Dünndarm, unterteilt in Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und
Krummdarm (Ileum): am Zwölffingerdarm schließen Leber und
Bauchspeicheldrüse an. Hier werden Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate durch
Enzyme der Bauchspeicheldrüse verdaut. Unter anderem werden z.B. Eiweiße
in Aminosäuren zerlegt, die durch die Darmwand in die Blutbahn und Lymphe in
den Körper weiter transportiert werden. Endprodukt von verdautem Zucker und
Stärke sind die löslichen Kohlenhydrate Glukose, Fruktose und Galaktose,
unlösliche Kohlenhydrate (Zellulose) werden im Blinddarm von Bakterien
abgebaut. Die Leber sondert sehr viel Galle ab - für ein 2-kg-Kaninchen beträgt
die Menge 250 ml/Tag, siebenmal mehr als bei einem Hund. Der pH-Wert im
Dünndarm liegt zwischen 7,2-7,9 (Fekete, 1991).
•
Dickdarm, unterteilt in Wurmfortsatz (Appendix vermiformis), Blinddarm
(Caecum) sowie den Enddarm mit dem Grimmdarm (Colon) und Mastdarm
(Rectum): im Blinddarm findet ein Fermentationsvorgang statt, der die bereits
erwähnte Ähnlichkeit zu Wiederkäuern aufweist. Hier wird mit Hilfe von
Bakterien u. a. Zellulose, die Gerüstsubstanz von Pflanzen, verwertet. Der
Blinddarm wirkt dabei wie eine Fermentationskammer (Gärkammer). Relativ gut
verdauliche, kleine Teile der Nahrung, die nicht größer als 0,3-0,5 mm sind,
werden vom Fusus coli mit Flüssigkeit entgegen der Flussrichtung des
Nahrungsbreis zurück in den Blinddarm befördert. Dort entsteht durch die
Bakterien ein Brei aus hochwertigen Proteinen der Bakterien, Fettsäuren,
Vitaminen des B-Komplexes und Vitamin K. Diese Masse wird durch
Kontraktionen zu Kugeln geformt und mit einer Schleimschicht, der Mucosa,
überzogen. Größere, schlecht- bzw. unverdauliche Nahrungsbestandteile
werden schnell und direkt als Hartkot ausgeschieden. Auf diese Weise kann vor
allem nährstoffarmes Futter besser verwertet werden, denn normalerweise
enthält die natürliche Nahrung ca. 8% Rohfaser (Zellulose). Kaninchen mit
einem Gewicht von 2-3 kg setzen an einem Tag ca. 120-150 Kotkügelchen ab.
Schematische Darstellung des Nahrungstransports im Dickdarm
A: Aus dem Ileum gelangt der Nahrungsbrei in den Dickdarm und verteilt sich
im Kolon sowie dem Blinddarm
B: Durch Kontraktionen des Blinddarms wird die Nahrung in das Kolon
befördert, wobei sich grobe Partikel in der Mitte und kleine Partikel sowie
Flüssigkeit an den Ausbuchtungen (Haustren) der Darmwand in den
orientieren.
C: Durch Kontraktionen des Darms werden feine Partikel und Flüssigkeit an der
Darmwand entlang zurück in den Blinddarm befördert, während grobe,
faserreiche Bestandteile direkt zum Darmausgang transportiert werden. In der
Hauptsache handelt es sich bei den Partikeln, die kleiner als 0,3 mm sind, um
Nichtfaser-Bestandteile der Nahrung. Diese werden von Bakterien im Blinddarm
genutzt. Als „Motor“ für diese Rückwärtsbewegung (retrograde Peristaltik) gilt
der Fusus coli, ein Bereich, der nur bei Hasenartigen existiert. Das Produkt ist
eine protein- und fettreiche Masse, die zu Kügelchen geformt und mit einer
Schleimschicht, der Mucosa, überzogen wird, die bis zu 6 Stunden erhalten
bleibt. Nach der Aufnahme dieses Kots können die Bestandteile somit von der
Magensäure nicht zerstört werden.
Die Verweildauer der Bestandteile des Nahrungsbreis im Magen-Darmtrakt ist umso
kürzer, je höher der Rohfasergehalt in der Nahrungsration bzw. weniger leicht
verdauliche Bestandteile in ihr enthalten sind. Außerdem hängt sie von dem
Wassergehalt ab. Mit Grünfutter hat das Kaninchen am 2. Tag rund 93% der Nahrung
verwertet und den Rest ausgeschieden, mit Trockenfutter dagegen nur 85%.
Neben der Länge des Darms hat sich im Laufe der Evolution eine weitere, wichtige
Anpassung an die rein pflanzliche Nahrung des Kaninchens ergeben: die
Vergrößerung der inneren Oberfläche des Dünndarms. Audf diese Weise ist der
Organismus in der Lage, trotz der hohen Durchgangsgeschwindigkeit der Nahrung
die nötigen Nährstoffe zu resorbieren.
Die innere Darmwand verfügt über kleine Ausstülpungen, die in den Darm
hineinragen. Sie werden auch Darmzotten (Villi) genannt. Auf diesen befinden sich
wiederum mikroskopisch kleine Ausstülpungen (Mikrovilli). Die Zotten und Mikrovilli
vergrößern somit die Oberfläche der Darmwand.
Kaninchen würden Wiese kaufen
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