Wildkaninchen
Fossile Knochenfunde belegen die Art Oryctolagus cuniculus, also das Europäische
Wildkaninchen, seit ca. 115.000 Jahren.
Genetische Untersuchungen beweisen eine Verwandtschaft dreier Arten von
Hasenartigen mit einem gemeinsamen Ahnen, der vor 6-8 Millionen Jahren lebte:
•
Europäisches Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus),
•
Kaphase (Lepus capensis), „Wüstenhase“
•
Florida-Waldkaninchen (Sylvilagus floridanus), gehört zu den
Baumwollschwanzkaninchen.
Der direkte Vorfahre des Wildkaninchens, Oryctolagus layensis, lebte vor ca. 3,5
Millionen Jahren und ist heute ausgestorben.
Vor ca. 2,6 Millionen Jahren begann eine letzte große Klimaänderung mit einer
Reihe von Eiszeiten. Tropische, gemäßigte Bedingungen wandelten sich zum
arktischen Klima mit umfangreicher Vergletscherung. Nach neueren
Forschungsergebnissen gab es insgesamt 23 Wechsel zwischen Warm- und
Kaltzeiten.
Die Erde im Pleistozän vor ca. 2,6 Millionen Jahren, © Blakey, R. C. (2011)
Die Erde im Holozän (heute), © Blakey, R. C. (2011)
Die Änderung der globalen Erdtemperatur seit ca. 2 Millionen Jahren (aus Snyder,
C. W. (2016). Evolution of global temperature over the past two million years.
Nature. Vol. 538, pages 226–228, Kurven farblich verändert: Grün=mittlere
Temperatur, Blau=Abweichung zum mittleren Wert)
Vor 1,8 Mio. Jahren trennten sich O. cuniculus algirus und O. cuniculus cuniculus
auf der Iberischen Halbinsel (Carneiro et al, 2009). Die natürliche Ausbreitung des
Wildkaninchens zurück nach Mitteleuropa erfolgte mutmaßlich über drei Routen. Die
spätere Ausbreitung erfolgten durch die Phönizier im Mittelmeerraum, durch
Mönche in europäischen Klostern und schließlich durch Seefahrer weltweit.
Gelb sind die drei Routen der natürlichen Ausbreitung dargestellt: 1. an den
Pyrenäen vorbei nach Westfrankreich und 2. nach Südfrankreich sowie 3. Mittel-
/Nordfrankreich. Die orangene Linie markiert die ungefähre Grenze der natürlichen
Verbreitung
Phönizier sahen auf ihren Handelsfahrten im Mittelmeerraum an Spaniens Küste
Tiere, deren Gestalt und Lebensweise sie an die der Klippschliefer (Procavia
capensis) aus ihrer Heimat rrinnerten. Sie übertrugen die Bezeichnung für die
Klippschliefer auf die Kaninchen und nannten das heutige Spanien „I-shaphan-Im“
(Insel der Klippschliefer). Die Römer übersetzten diesen Namen später in
"Hispania". Spanien erhielt also seinen Namen nach Tieren, die dort nie gelebt
haben. (Hemmer, 1983) schrieb die Verbreitung der Kaninchen im Mittelmeerraum
den Römern zu, während (Flux, 1994) neolithische Siedler für die frühe Verbreitung
1400 1300 v. Chr. und später die Phönizier dafür verantwortlich siah. Das
Neolithikum, auch Jungsteinzeit, kennzeichnete den Übergang des Menschen von
Jägern und Sammlern zu Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen.
Luther übersetzte 1534 die Bezeichnung für die Klippschliefer in der Bibel mit
„Caninichen“, weil er nur diese Tiere kannte: „Caninichen ein schwach volck /
Dennoch legts sein haus inn den felsen“. Der Irrtum wird vor allem an dieser
Beschreibung deutlich, da Kaninchen felsige Untergründe meiden, weil sie dort
eben nicht ihre Baue anlegen können. Klippschliefer dagegen nutzen die
natürlichen Gegebenheiten felsiger Untergründe ihrer Heimat. Zoologisch gesehen
war die Entscheidung korrekt, auch wenn damit der Begriff der Hebräer falsch
übersetzt wurde. Neuere Bibelübersetzungen benutzen den Begriff Klippdachs, ein
anderes Wort für Klippschliefer.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Phönizier die Kaninchen mit den Klippschliefern
aus ihrer Heimat verwechselten, wie häufig geschrieben wird. Aussehen und
Fortbewegung der Tiere unterscheiden sich doch deutlich, wie man z. B. schon an
den deutlich kleineren Ohren der Schliefer sehen kann. Ob ihres Aussehens mag
man nicht glauben, dass diese Tiere den Seekühen und Elefanten näherstehen als
Nage- oder Hasentieren.
Klippschlieferweibchen mit Jungtieren
Die Fähigkeit des Kletterns in felsigen Gegenden verdanken Klippschliefer einer
anatomischen Besonderheit ihrer Füße. Die Vorderfüße bestehen aus vier Zehen
und die Hinterfüße aus drei. Die Sohlen der Hinterfüße sind nackt und enthalten 15
Mal mehr Schweißdrüsen als die Fußsohle des Menschen. Somit bleiben sie
dauernd geschmeidig und anschmiegsam, was den Klippschliefern eine sehr gute
Kletterfähigkeit ermöglicht. Sie saugen sich förmlich an glatten Untergründen fest,
ähnlich wie Geckos. Gepaart mit einer ausgeprägten Sprungfähigkeit sind sie damit
in ihrer felsigen Heimat sehr flink unterwegs.
Vorderfuß mit 4 Zehen
Hinterfuß mit 3 Zehen
Kletterfähig dank
saugfähiger Fußsohlen.
Das Kaninchen dagegen
verfügt über kräftige
Krallen, die für die
Fortbewegung und das
Graben von Bauen auf
weichen, sandigen Böden
geeignet sind
Das Europäische Wildkaninchen gehört im zoologischen System zur Ordnung der
Hasentiere und ist nicht mit Nagetieren verwandt. Alle uns bekannten
Hauskaninchen und dessen Züchtungen gehen auf diese Stammform zurück - z.B.
auch die Rasse "Deutsche Riesen" mit einem Gewicht bis zu 12 kg.
Das Zwergkaninchen in diesem System hat nichts mit der Zuchtform des
Hauskaninchens gemeinsam, sondern ist eine eigene kleine Art, die eng mit den
Baumwollschwanzkaninchen verwandt ist und im Nordwesten der USA lebt. Sein
Gewicht beträgt zwischen 230 - 450g. In der Gattung Eigentliche Kaninchen
(Oryctolagus) ist das Europäische Wildkaninchen die einzige Art, jedoch gibt es
einige anerkannte Unterarten.
Kaninchen würden Wiese kaufen
© A. Rühle: 2008-2022